Das Mittsommerfest, oder „Midsommar“ wie es in Schweden genannt wird, ist eines der bedeutendsten und beliebtesten Feste im schwedischen Kalender. Es wird traditionell zur Sommersonnenwende gefeiert, die meist um den 20. bis 25. Juni herum stattfindet, je nach Jahr. In Schweden ist es ein Tag voller Freude, Naturverbundenheit und gemeinschaftlicher Feierlichkeiten. Es markiert nicht nur die längsten Tage des Jahres, sondern auch den Höhepunkt der schwedischen Sommerzeit.
Die Wurzeln des Mittsommerfestes reichen weit zurück in die nordische Geschichte und sind tief mit den Naturreligionen der Wikinger und der heidnischen Traditionen der Region verbunden. Ursprünglich wurde die Sommersonnenwende gefeiert, um die Kraft der Sonne zu ehren. Im alten Nordeuropa war die Sommersonnenwende ein Zeitpunkt von großer Bedeutung, da sie den Beginn des Sommerhalbjahres und den Höhepunkt der Erntezeit symbolisierte. Die Sonne stand am höchsten am Himmel, und man glaubte, dass ihre Strahlen besonders heilkräftig waren.
Es ist bekannt, dass vorchristliche Religionen in Skandinavien viele Feste rund um die Sonne und die Natur durchführten. Diese Feste waren oft mit Magie und Ritualen verbunden, die Schutz, Fruchtbarkeit und Wohlstand für die Gemeinschaft garantieren sollten. In dieser Zeit fanden auch große Feuerfeiern statt, bei denen das Feuer eine zentrale Rolle spielte – es symbolisierte das Licht der Sonne und sollte böse Geister vertreiben.
Mit der Christianisierung Skandinaviens im Mittelalter verschmolzen viele dieser heidnischen Bräuche mit den christlichen Traditionen. So wurden die Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende teilweise mit dem Fest des Johannes des Täufers, der am 24. Juni gefeiert wird, verbunden. Die christliche Kirche hatte ein Interesse daran, heidnische Feste zu verdrängen, aber viele Traditionen überlebten in einer neuen Form. So wurde das Mittsommerfest nicht nur ein Moment des Feierns und des Zusammenkommens, sondern auch ein christliches Fest.
Heute ist das Mittsommerfest in Schweden eine Mischung aus heidnischen und christlichen Traditionen, wobei die heidnischen Elemente, insbesondere die Feier der Sonne und der Natur, noch immer stark präsent sind. Es ist ein Ausdruck der Lebensfreude und des Wunsches, die Sonne und das Leben zu feiern.
In Schweden ist das Mittsommerfest ein nationales Ereignis, das von Jung und Alt gleichermaßen gefeiert wird. Es markiert den Höhepunkt des schwedischen Sommers und ist ein Symbol für das Leben im Einklang mit der Natur. Das Fest ist so bedeutend, dass es in Schweden als ein Tag gilt, an dem fast alle arbeiten, um sich auf das Feiern vorzubereiten – ob es nun zu Hause mit der Familie oder in den ländlichen Gegenden mit Freunden und Nachbarn ist. Es wird sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Gebieten gefeiert, aber in letzterem Fall ist das Fest in der Regel besonders traditionell.
Die Vorbereitung auf das Mittsommerfest beginnt oft schon Wochen im Voraus. Viele Schweden bereiten sich darauf vor, indem sie traditionelle Blumenkränze basteln, Dekorationen aus Blumen und Pflanzen anfertigen und ihre Häuser für das Fest herrichten. Besonders auf dem Land wird das Fest oft mit einer starken Verbindung zur Natur gefeiert, indem Blumenkränze gebunden, traditionelle Tänze aufgeführt und die Natur in ihre Feierlichkeiten integriert wird.
Das Mittsommerfest ist reich an Traditionen, die über Jahrhunderte hinweg bewahrt wurden. Die wichtigste Figur im Mittsommerfest ist der „Midsommarstång“, ein großer, geschmückter Pfahl, der im Freien aufgestellt wird. Der Midsommarstång symbolisiert den Baum des Lebens und ist ein zentrales Element der Feierlichkeiten.
Der Midsommarstång ist ein hoch aufragender Pfahl, der mit Blumen, Blättern und bunten Bändern geschmückt wird. Dieser Pfahl wird oft von den Dorfgemeinschaften oder Familien aufgestellt, und um ihn herum versammeln sich die Feiernden. Der Pfahl ist ein Symbol für den Baum des Lebens, der in vielen nordischen Mythologien eine wichtige Rolle spielt. Das Schmücken des Pfahls mit Blumen hat auch eine Verbindung zur Fruchtbarkeit, da Blumen und Pflanzen in der nordischen Mythologie oft mit der Erde und der Ernte assoziiert wurden.
Nachdem der Midsommarstång aufgestellt wurde, beginnen die Feierlichkeiten, die traditionell mit Tänzen und Gesang verbunden sind. Besonders bekannt sind die „Små grodorna“ (die kleinen Frösche), ein lustiger Tanz, bei dem die Teilnehmer sich wie Frösche bewegen und dabei im Kreis tanzen. Der Tanz um den Midsommarstång symbolisiert das Verbunden-Sein mit der Natur und die Freude am Leben. Es ist ein fröhliches Ritual, bei dem Jung und Alt zusammenkommen und den Moment der Sommersonnenwende feiern.
Ein weiterer zentraler Brauch ist das Tragen von Blumenkränzen. Besonders in ländlichen Gebieten stellen sich junge Mädchen und Frauen Blumenkränze her, die sie während der Feierlichkeiten tragen. Diese Kränze bestehen oft aus verschiedenen Wildblumen, die zu dieser Jahreszeit in Schweden blühen, wie beispielsweise Gänseblümchen, Margeriten, und Löwenzahn. In der Vergangenheit wurde geglaubt, dass diese Blumenkränze Schutz vor bösen Geistern bieten und sogar Glück in der Liebe bringen können. Es gibt auch eine alte Tradition, bei der junge Frauen nachts sieben verschiedene Blumen unter ihr Kopfkissen legen, um zu träumen, wer ihr zukünftiger Ehemann sein könnte.
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Mittsommerfestes ist das traditionelle Festmahl, das oft aus einfachen, aber typischen schwedischen Gerichten besteht. Das bekannteste Gericht ist wahrscheinlich das „Herring“, also eingelegter Hering, der mit Schmand, Zwiebeln und Kartoffeln serviert wird. Dazu gibt es oft neue Kartoffeln, die mit Dill bestreut sind – ein wahres Geschmackserlebnis für die Schweden, da es die erste Ernte des Sommers darstellt. Auch Erdbeeren sind ein Muss auf jedem Mittsommer-Tisch, da sie in dieser Zeit reif sind und in Schweden zu einem wichtigen Symbol für den Sommer gehören.
Typischerweise wird auch „Snaps“ oder schwedischer Schnaps zu den Mahlzeiten getrunken, begleitet von traditionellen Trinksprüchen, die humorvoll und festlich sind. Ein beliebtes Sprichwort, das oft gesungen wird, ist „Helan går“, das die Tradition des Trinkens von Schnaps symbolisiert. Diese Tradition fördert nicht nur den Genuss des Essens, sondern auch das gemeinsame Erleben und die Geselligkeit.
Das Mittsommerfest ist ein sehr soziales Fest, bei dem Familie und Freunde zusammenkommen, um die Sonne und das Leben zu feiern. Oft beginnen die Feierlichkeiten mit einem gemeinsamen Mittagessen, gefolgt von einem Ausflug ins Freie, um den Midsommarstång zu schmücken und den Tag mit Tanz und Musik zu verbringen. In vielen ländlichen Gegenden gibt es spezielle „Midsommarfirande“ – Veranstaltungen, bei denen die Gemeinschaft zusammenkommt, um zu feiern. In den Städten hingegen wird das Fest oft in Parks und auf öffentlichen Plätzen gefeiert, wo kleine Veranstaltungen, Konzerte und Märkte stattfinden.
Auch das Feuer hat weiterhin eine symbolische Bedeutung. In einigen Regionen Schweden wird noch immer ein großes Mittsommerfeuer entzündet, das die Sonne und das Licht des Sommers repräsentiert. Es soll böse Geister vertreiben und das Wohlstand und Glück für die kommenden Monate bringen.
Fazit: Das Mittsommerfest – ein Fest der Sonne, der Natur und der Gemeinschaft
Das Mittsommerfest in Schweden ist mehr als nur ein weiteres saisonales Event – es ist ein Fest, das tief in der schwedischen Kultur und Geschichte verwurzelt ist. Es kombiniert alte heidnische Traditionen, christliche Einflüsse und moderne Feierlichkeiten zu einem Ereignis, das sowohl die Natur als auch das Leben in seiner vollen Schönheit feiert. Das Fest symbolisiert nicht nur den Höhepunkt des Sommers, sondern auch die Verbindung der Schweden zur Natur, zur Familie und zur Gemeinschaft. Es ist ein Tag des Lächelns, des Lachens und des Tanzens, der die Schwedische Seele in ihrer reinsten Form widerspiegelt.
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